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Wo beginnt Erfolg?

Dieser Blogpost ist das Transkript bzw. die Zusammenfassung einer Podcast-Folge. Möchtest du lieber den Original-Podcast hören? Dann drück einfach auf Play oder lad dir die Folge für später herunter.

Erfolg ist ein Thema, mit dem jeder und jede von uns sich auseinandersetzt. Bewusst oder unbewusst. In einer Umfrage auf Social Media habe ich euch Leser:innen des Blogs und die Hörer:innen des Podcasts gefragt: Was ist Erfolg für euch? Eure Antworten passten in den Sportbereich, aber auch ins alltägliche Leben.

Ich fand es schön zu hören und zu lesen, dass ganz viele von euch Erfolg mit eigenen Zielen verknüpfen und nicht zwangsläufig damit, eine bestimmte Distanz in einer bestimmten Zeit zu erreichen und auch nicht damit, immer selber besser zu werden und sozusagen sich selbst wieder zu übertreffen.

Ganz viele von euch haben gesagt, dass es darum geht ein irgendwie geartetes und gesetztes Ziel zu erreichen. Un das ist tatsächlich auch sozusagen die Definition von Erfolg. 

Erfolg ist ein «positives Ergebnis einer Bemühung; Eintreten einer beabsichtigten, erstrebten Wirkung» (Duden, 2021.) Also eigentlich kurz gesagt: du hast für etwas gearbeitet und das führt am Ende zum gewünschten Ergebnis.

Erfolg hat viele Gesichter

Ich glaube, Erfolg kann in jeder Situation komplett anders sein. Und das, was ein Erfolg ist, kann auch innerhalb einer Situation immer wieder neu bewertet werden.

Ein Beispiel: ich war auf meinem allerersten Ultramarathon. Zu Beginn meiner Vorbereitung habe ich für mich natürlich überlegt, was ich eigentlich möchte. Was wäre ein Erfolg für mich? Und da war ganz klar mein Ziel: ich möchte das überhaupt schaffen. (Ein sehr gesundes Ziel, wie ich immer noch finde). Während der Monate der Vorbereitung, hat sich aber auch mein Ziel verschoben – und damit das, was ich als Erfolg gewertet habe. Auf einmal wollte ich es nicht nur einfach schaffen, sondern ich wollte es innerhalb von 12 Stunden schaffen. Ein optimistischeres Ziel, aber gleichzeitig noch eines, auf das ich durch meine Taten, also mein Training vor dem Rennen Einfluss nehmen konnte.

Und dann hat sich das Ziel sogar während des Rennens verschoben. Ich habe gemerkt, dass ich 12 Stunden schaffen kann und darüber hätte ich mich so oder so gefreut. Ich hätte 11 Stunden un 59 Minuten als Erfolg gewertet. tatsächlich habe ich damals 10 Stunden und 26 Minuten gebraucht und das war für mich ein viel grösserer Erfolg. Das heisst auch: in ein und demselben Rennen – um bei diesem Beispiel zu bleiben – kann man unter Umständen mehrere Erfolge erzielen. Für viele andere Athleti:nnen wäre diese Zeit vielleicht aber auch ein Misserfolg gewesen, weil sie bereits ganz andere Voraussetzungen hatten und mit ganz anderen Ambitionen an dieses Rennen gegangen wären. Und daraus kann man definitiv ableiten: Erfolg ist immer individuell. 

Ich sehe das auch bei den Athlet:innen, die bei mir im Coaching sind: während es für die eine ein Erfolg ist, dreimal die Woche ein kurzes Training zu absolvieren, ist für die nächste die erreichten 10 oder 15km ein Erfolg. Und für wieder andere ist Erfolg, schmerzfrei zu laufen und sich im eigenen Körper wohl zu fühlen.

 

Gefühlter Erfolg

Gleichzeitig verändert sich natürlich das eigene Gefühl für Erfolg. Etwas, was du heute als Erfolg wertest, ist vielleicht in einigen Monaten für dich zur Routine geworden. 10km ist dann vielleicht kein grosses Ziel mehr für dich, aber ich finde es wichtig, sich ab und zu bewusst zu machen, dass es eine Zeit gab, in der du dich auch an etwas freuen konntest, was eben jetzt eher ein Standard geworden ist. Erfolg verschiebt also unsere Selbsteinschätzung und unsere Erwartungen an uns selbst.

Was glaube ich allen gemeinsam ist, ist aber, dass Erfolg in uns ein positives Gefühl auslöst. Etwas zu erreichen, was man sich vorgenommen hast, das löst so oder so ein gutes Gefühl in dir aus. Da kannst du gar nicht gegen tun. Und es hat noch ganz andere Effekte auf dich: ich bin fest überzeugt, dass auch kleine Erfolge dein Selbstbewusstsein stärken. Gerade im läuferischen Bereich führt das bestimmt auch dazu, dass du dir mehr zutraust und dadurch wirst du neue Erfolgserlebnisse generieren.

Ziele setzen als Schlüssel zum Erfolg

Und damit du immer wieder neue Erfolgserlebnisse hast, ist es sinnvoll, dass du dir deine Ziele realistisch setzt. Dir also Ziele setzt, die dir etwas abverlangen, die du aber auch realistisch erreichen kannst. Hier nochmal das Beispiel meines ersten Ultramarathons. Ich hätte mir als Ziel setzen können, diesen Lauf in 8 Stunden schaffen zu können. Realistisch gesehen – also wenn ich mir meine Voraussetzungen, körperlich und psychisch, meine Erfahrungen (oder vielmehr in dem Moment noch meine Unerfahrenheit) mit langen Distanzen usw. in Relation setze zu dem Ziel, dann sollte ich sehen, dass es sich eben dann nicht um ein realistisches Ziel gehandelt hätte. Ein Misserfolg wäre vorprogrammiert gewesen. Das Ziel sollte also sowohl herausfordernd genug sein, um dir ein Erfolgserlebnis zu bescheren und gleichzeitig realistisch genug, dass du es auch – ggf. mit sehr viel Arbeit – erreichen kannst.

Wenn du dich dafür interessierst, wie du ein Ziel nach der sogenannten SMART-Methode setzen kannst, dann hör doch nochmal in Podcastfolge 38 rein. Das ist die Neujahrsfolge 2021 und ich spreche darin darüber, warum es manchmal so schwer ist, Neujahrsvorsätze einzuhalten. Kleiner Spoiler: es ist vor allem deshalb so schwer, weil viele Menschen sich oft sehr unrealistsiche Ziele setzen. Realistische Ziele führen zu vielen kleinen Erfolgserlebnissen. Das führt zu mehr Selbstbewusstsein, besserer Selbsteinschätzung und vermutlich auch dazu, dass du dich selbst besser akzeptierst. Hallo Stichwort: Selbstliebe! 

Wenn ich jetzt darüber spreche, dass Erfolg individuell ist und davon abhängig ist, ob du in der Lage bist, dir realistische Ziele zu setzen, dann wird relativ schnell klar, dass die Aussage «Erfolg ist kein Glück» sehr wahr ist.

Erfolg ist das Ergebnis von Arbeit und Disziplin

Neben einer gesunden Selbsteinschätzung, ist Erfolg in der Regel das Ergebnis von Arbeit. Manchmal sehr hart, manchmal sehr lange, aber du musst immer etwas dafür tun.

Der wunderbare Brendan Leonard, der auf seiner Website semi-rad.com unter anderem humoristische Blogposts schreibst und lustige Zeichnungen veröffentlicht, hat eine Zeichnung geteilt, die er «The Zen of Running» genannt hat. Es ist ein Kreislauf, der am Ende zur Aussagen führt «Put in the miles so you can put in the miles».

Ich fand das unglaublich treffend, denn wenn es dein Ziel ist, einen Ultramartahon zu laufen, dann musst du vor allem eines tun: laufen, laufen, laufen. Du musst ohne Ende Kilometer hinter dich bringen, bevor du soweit bist, eine lange Strecke als krönenden Abschluss deiner monatelangen Vorbereitung sozusagen «aufs Parkett» zu legen. Erfolg zu haben, bedeutet, eigene Ziele erreicht zu haben und auf die Schritte, die dafür notwenig waren, stolz zu sein. 

Also darfst du – auch wenn du vielleicht am Renntag nicht fit bist, wenn dein Wettkampf nicht so abläuft, wie geplant, trotzdem stolz auf dich sein. Und du darfst den ganzen Trainingszeitraum, deine ganze Vorbereitung als Erfolg werten. Häng dich nicht an einen einzigen Tag, ein einziges Rennen, um dich und deinen läuferischen Erfolg und deinen Weg dahin zu bewerten.

 

Es geht nicht darum, immer der oder die allerbeste zu sein, sondern eigentlich darum die beste Version eurer selbst und damit glücklich zu sein.

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